FS Sonne, 21. Januar 2015, 19° 45.2′ N 66° 48.78′ W

11000 m Kabel ausgesteckt, Brücke / 11000 m work length of wire, bridge. ©Thomas Walter 11000 m Kabel ausgesteckt, Brücke / 11000 m work length of wire, bridge. ©Thomas Walter

Weltrekord für EBS und MUC und hervorragende Teamarbeit!

Letzte Nacht und heute Morgen haben wir einen Weltrekord geschafft. Wir haben zwei sehr erfolgreiche Epibenthosschlittenfänge aus 8338 m Tiefe im Hadal mit hervorragendem Material an Deck geholt. Bereits mit dem bloßen Auge konnten wir erkennen, dass es sich bei dieser tiefsten Probe möglicherweise um den erfolgreichsten Fang der ganzen Expedition handelt, denn die Biochemiker haben im Kühlraum aus den Sieben bereits 20 kleine Seegurken herausgesammelt. Im Vergleich zu den 38 Individuen der bisherigen gesamten Expedition ist dieses eine unglaublich hohe Zahl, da sie aus einem einzigen – und zudem dem tiefsten – Fang kommt. Insgesamt haben wir bereits vor dem Fixieren der Probe 66 Tiere für biochemische Untersuchungen einfrieren können. Die Biologen sind MEGAHAPPY und fasziniert wie das Leben in diesen großen Tiefen tobt! Der wunderbare Nebeneffekt dieser Probenahme ist auch, dass wir die Kabelkapazität des Schiffes voll ausreizen konnten. Wir haben erstmals die komplette Arbeitslänge des Tiefseedrahtes von 11.000 m ausgesteckt und das Geräte auch ohne Probleme schleppen und hieven können. Den zweiten Haul hat Nils mit nur 10.000 m Kabellänge ebenfalls erfolgreich geborgen, so dass wir jetzt bereits sagen können, dass wir 2016 im Kurilen-Kamtschatka Graben, wo wir bis 9500 m Tiefe arbeiten wollen, vermutlich auch an den tiefen Stationen mit diesem Schiff die geschleppten Geräte einsetzen können. Wir freuen uns jetzt schon auf die Sonne zurück zu kommen. Auch der Multicorer hat in dieser Tiefe die tiefsten biologischen Proben gesammelt, die bisher bearbeitet werden konnten. Bisher liegen nur Untersuchungen aus MUCs bis 7150 m Tiefe vor, ein anderes Fanggerät, ein Spade corer, wurde bereits in 8189 m Tiefe gewonnen. Wir sind sehr gespannt auf diese einzigartigen Meiofaunaauswertungen☺

Eben wurde aus dem Moonpool-artigen Schacht der FS Sonne der akustische Schwinger zur Kommunikation mit dem AUV hereingeholt. Dieser war vor gut 5 Wochen in Las Palmas eingesetzt worden und schaute seitdem knapp unter dem Rumpf der FS Sonne in etwa 6,5 Meter Wassertiefe hervor. An und in ihm waren in den 5 Wochen 2 Arten von Entenmuscheln, die zu den Seepocken gehören, Würmer mit Kalkröhren und eine Hydrozoen Kolonie gewachsen. Letztere erinnert mich von der Wuchsform an Tubularia larynx. Es ist schon enorm zu sehen zu welcher Größe diese Tierkolonien in so kurzer Zeit heranwachsen können. Bei den beiden Entenmuschelarten handelt es sich um die meistbekannte, kosmopolitische Entenmuschel Lepas anserifera, die man auch auf angeschwemmtem Treibgut an der Nordseeküste finden kann. Sie hat deutliche weiße Schalenplatten, wogegen bei der zweiten Art, Conchoderma virgatum, deren englischer Spitzname Kaninchenohrseepocke lautet, die Schalen extrem reduziert sind, sodass nur lila-schwarz gestreiftes Gewebe zu sehen ist. Zurück an Land werden wir die Größe der Entenmuscheln messen, um etwas über ihre minimalen Wachstumsraten herauszufinden, da wir ja wissen, dass sie nur maximal 5 Wochen Zeit zum Wachsen hatten (da sich die Larven auf Hartsubstrat festsetzen müssen bevor sie ihre Metamorphose durchmachen) und das Barcoding Gen ihrer DNA untersuchen, um zu sehen, ob sie alle von einem Elternpaar abstammen.

Angelika Brandt, Universität Hamburg, Centrum für Naturkunde, Zoologisches Museum Christina Schmidt, Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung Wilhelmshaven, Katrin Linse, British Antarctic Survey, Cambridge
… und alle Biologen


[English]

World record for EBS and MUC!

Last night and this morning we managed a world record. We successfully retrieved two epibenthic sledge hauls from the hadal in 8338 m depth full of phantastic organisms. Already at first sight we could see that these hauls might be the most successful ones of the expedition, as the students of biochemisty already picked 20 sea cucumbers from the samples just from visual checks. Compared to the 38 sea cucumbers which we have caught so far during the whole expedition, this is quite a high number, as it came from only one – and the deepest catch. In total we could freeze 66 organisms for biochemical investigations prior to the fixation of the rest of the extensive sample. The biologists are MEGAHAPPY and fascinated about the unbelievably rich life at these great depths! A wonderful side aspect of our samples is also that we have tested the maximum capacity of the vessel’s deep-sea wire. For the first time we lowered 11000 m, the complete working length of the deep-sea cable, and could retrieve the gear without any problems. Nils deployed the second haul equally successfully with only 10300 m of cable, which tells us that we might be able to work in the Kuril-Kamchatka Trench in 2016 down to 9500 m even with trawled gear. We already look forward to come back to RV Sonne. The multicorer also retrieved the deepest biological sample ever taken in a trench. Until now investigations using the MUC have been published down to 7150 m depth, another similar gear, a spade corer has been taken in 8189 m. We are very eager to see the unique meiofaunal organisms☺ 

A short time ago the acoustic swinger, necessary for the communication with the AUV has been fetched from the moon pool of RV Sonne. It was deployed five weeks ago in Las Palmas and slightly protruded the bottom of the vessel in about 6.5 m depth. This device was grown over with two species of goose barnacles, worms in calcareous tubes and a hydrozoan colony. The last one resembles the northern Tubularia larynx. It is amazing to see up to which size this colony could grow in such a short period of time. The two species of goose barnacles are the cosmopolitic species Lepas anserifera which also occurs on floatsam of the North Sea. It possesses white skeletal plates, whereas the second species, Conchoderma virgatum, which possesses the British nickname “rabbit-ear barnacle”, has these plates extremely reduced and only shows the purple-black striated tissue. Back in the home laboratory we will measure the size of these goose barnacles, in order to understand their growth rates, as we know that these only had five weeks to grow (as their larvae need to colonize hard substrate prior to their metamorphosis). We will also analyze the barcoding gene of their DNA in order to investigate whether they all descent from one parental clade.

Angelika Brandt, Universität Hamburg, Centrum für Naturkunde, Zoologisches Museum Christina Schmidt, Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung Wilhelmshaven, Katrin Linse, British Antarctic Survey, Cambridge
… and all biologists

11000 m Kabel ausgesteckt, Deck / 11000 m work length of wire, deck ©Thomas Walter

111000 m Kabel ausgesteckt, Deck / 11000 m work length of wire, deck ©Thomas Walter

EBS from 8338 m depth ©Thomas Walter

EBS from 8338 m depth ©Thomas Walter

Waschen der Tiefseeprobe aus 8338 m / Washing the sample from 8338 m. ©Thomas Walter

Waschen der Tiefseeprobe aus 8338 m / Washing the sample from 8338 m. ©Thomas Walter

Glückliche Biologin / Mega-happy biologist. ©Thomas Walter

Glückliche Biologin / Mega-happy biologist. ©Thomas Walter

Entenmuschel Lepas anserifera / goose barnacle Lepas anserifera. ©Tanja Springer

Entenmuschel Lepas anserifera / goose barnacle Lepas anserifera. ©Tanja Springer

7 thoughts on “FS Sonne, 21. Januar 2015, 19° 45.2′ N 66° 48.78′ W

  1. Liebe Frau Brandt,

    danke für den schönen Bericht. Solch Tiefe EBS Proben sind sicher sehr spannend. Ich bin schon auf die vielen neuen Arten gespannt und hoffe, dass sich auch Gastropoden (vor allem turrids) darunter befinden. Schade nur, dass während der Expedition anscheinend keine AGTs eingesetzt wurden.

    Weiterhin viel Erfolg bei der interessanten Fahrt!

    Grüße
    Peter Stahlschmidt

    • Lieber Herr Stahlschmidt,
      ja, wir haben auch schon bedauert kein AGT dabei zu haben, aber das gab die Fahrtplanung, bzw. der zeitliche Rahmen einfach nicht her. Wir sind selbst auch sehr gespannt auf die Auswertung der Proben. Für Gastropoden und Bivalven sind übrigens Enrico Schwabe und Katrin Linse mit an Bord.
      Heute Nacht hoffen wir noch 2 EBS auf einer Nachbarstation ziehen zu können.
      Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Eintrag!
      Herzliche Grüße, ANGELIKA BRANDT

  2. Liebe Angelika,
    Coooooooooooooolllllll!!! Congratulations for you & team! Ich bin gespannt, wie die Ostrakoden aus 8500m aussehen!!!

    LG
    Simone

  3. Congratulations. I hope your Puerto Rico Trench collection includes the large tanaidacean, Neotanais persephone. I was a graduate student at the University of Miami’s marine lab (now RSMAS) when we trawled the trench floor in the early 1970s to ~8300 m and collected it. I described this species for my first scientific paper, and, though I no longer work on tanaidaceans, I have always hoped that more specimens would be collected to better understand development in this species.

Comments are closed.