Die Würfel sind gefallen – The cubes have fallen

Alea iacta est – Die Würfel sind gefallen…

Erinnert ihr euch an unsere CUBEs? Die würfelförmigen Kammern, in denen wir die Atmung von einem Stück Kaltwasserkorallengemeinschaft in der Tiefsee messen wollen?

Nun ja, nach allen Rückschlägen, neuen Versuchen, vielen Diskussionen und durchwachten Nächten sind die Würfel gefallen: Wir wagen einen letzten Versuch zurück am Sula Riff.

Aber was konnte in den vorherigen Versuchen denn alles schief gehen? Lass euch gesagt sein: so einiges…

Um einen CUBE in die Tiefsee zu verfrachten, wird er an Haken am CTD-Rahmen befestigt, und zusammen mit diesem zum Meeresboden heruntergelassen (siehe Abbildung unten). Wenn der CUBE eine Tiefe von 10 m über Grund erreicht, stoppen wir, und betätigen den akustischen Auslöser: dieses auch liebevoll „Schreihals“ genannte Gerät wird neben das Schiff gehängt, von wo es in die Tiefe ruft, und so die Haken, mit denen die CUBEs befestigt sind, zum Öffnen bewegt. Die CUBEs sind nun frei, und segeln die letzten 10 m bis zum Meeresboden im freien Fall.

CUBE-Ausbringung. Foto: Sandra Maier.

Aber immer wenn man Ausrüstung in die Tiefsee “wirft”, so massiv diese an Deck noch ausgesehen hat, so klein wirkt sie nun angesichts der unendlichen Weite des Meeres. Und wenn man Pech hat und beispielsweise die Navigation fehl schlägt durch zu schlechte Signale, wird man Stunden um Stunden im Tauchboot JAGO damit verbringen, den Meeresgrund nach seiner teuren Ausrüstung abzusuchen. Ein Tauchgang in JAGO gehört ohne Frage zu den spektakulärsten Erfahrungen meines Lebens, aber ich muss sagen, nach vielen Stunden der Suche auf flachem Meeresboden fern des Riffs, der irgendwie überall gleich aussieht, werde ich in angesichts der Dunkelheit und der Weite des Meeres müde und frustriert und fange an zu frieren.

Die Suche nach unseren CUBES. Foto: JAGO-Team.

Nichtsdestotrotz haben wir unsere CUBEs letzten Endes dann doch immer wiedergefunden und der Frust und die Kälte sind schnell vergessen. Dann werden die CUBEs zunächst begutachtet und im besten Winkel zur Strömung ausgerichtet und zusammengestellt, falls sie zu weit auseinander gelandet sind. Danach beginnt der für mich schönste Teil des JAGO-Tauchgangs: Wir begeben uns zum Rand des Kaltwasserkorallenriffs und beginnen die Suche nach einem passenden Korallenfragment für unser in situ CUBE-Experiment. Um das Riff herum finden wir Fragmente aus Korallen und der damit verbundenen Riffgemeinschaft, die natürlicherweise vom Hauptriff abgebrochen sind. Diese kleinen Riffblöcke wecken unser Interesse: die Korallen mit ihren ausgestreckten Tentakeln scheinen sehr aktiv auf Nahrungsfang und somit bester Gesundheit zu sein, obwohl sie vom Hauptriff abgebrochen sind. Außerdem bestehen die Blöcke nicht nur aus lebenden Korallen, sondern auch aus jenem abgestorbenen Teil des Korallenriffs, in dem die vielfältige Riffgemeinschaft zuhause ist. Wir können diese Blöcke relativ leicht einsammeln, ohne etwas vom Riff abzubrechen – perfekt! Also zurück damit zu unseren wartenden CUBEs.

Ein Korallenfragment aus unserem CUBE-Experiment, später an Board, mit lebenden Korallen und der Riffgemeinschaft auf dem abgestorbenen Teil des Riffs (dunkles Korallenfragment). Foto: Sandra Maier.

Nun beginnt die Herausforderung für JAGO-Piloten Jürgen Schauer: Trotz der teils starken Strömung muss er das Korallenfragment mithilfe des JAGO-Arms gut vor einem CUBE positionieren. Dann benutzt Jürgen den JAGO-Arm, um den CUBE an dessen Griff aufzurichten und ihn über den Korallenblock zu stellen. Klingt ganz einfach, aber für mich, die nun nur zuschauen kann, sieht das ganz und gar nicht leicht aus. Ich bin sehr beeindruckt von der Feinmotorik, mit der Jürgen den Arm des JAGO-Tauchbootes bewegt. Schließlich steht der CUBE über dem Korallenblock, die Messung ist gestartet, und wir können unser Experiment für die nächsten 24 Stunden in der Tiefsee zurücklassen.

24 Stunden später, zurück in JAGO, haben wir die CUBEs dieses Mal auf Anhieb gefunden. Aber… oh nein, was ist das??? Der eine CUBE mit dem Korallenfragment ist umgefallen, bevor das Experiment zu Ende war. Was ist passiert? Wilde Spekulationen beginnen, sowohl zwischen Jürgen und mir im Tauchboot, als auch an Board der Poseidon, unter den dort wartenden Wissenschaftlern nachdem sie über das Hydrophon hörten, was passiert ist. Zu starke Strömungen? Ein großer Fisch, der den CUBE umgeworfen hat (ich denke hier wenn dann eher an einen Wal, wenn man bedenkt, wie schwer es schon mit JAGO ist, die CUBEs zu bewegen J)? Oder vielleicht einfach wir, die beim Verlassen der CUBEs einen Tag zuvor mit JAGO zu viel „Wind“ gemacht haben? Wir werden es nie mit Sicherheit wissen. Was wir dagegen mit Sicherheit wissen: Es ist nicht einfach, dem Ozean seine Geheimnisse zu entlocken!

Der umgefallene CUBE. Foto: JAGO-Team.

Aber erfreulicherweise kann ich euch am Ende doch noch von Erfolg berichten: In den letzten Tagen unserer Ausfahrt kehrten wir zum Sula-Riff zurück, wagten einen letzten Versuch, und konnten zwei CUBEs über Korallenblöcke platzieren und die 24-Stunden-Messung erfolgreich durchführen. Großartig, dass sich all die Mühen, Anstrengungen und schlaflosen Nächte letztendlich doch ausgezahlt haben.

Erfolg! Aufgerichteter CUBE nach 24-stündiger Korallen-Inkubation. Foto: JAGO-Team.

Danke, dass ihr uns soweit mit unseren CUBEs gefolgt seid! Wir können nun zufrieden mit wertvollen Daten und Erfahrungen von der Poseidon-Ausfahrt 525 nach Hause zurückkehren.

Auf Wiedersehen von meiner Seite und bis zum nächsten Würfelspiel.

 

Sandra Maier


Alea iacta est – The cubes have fallen…

Do you remember our CUBEs? The cubic-shaped incubation chambers used to measure the oxygen consumption of the cold-water coral community in the deep sea?

Well, after all drawbacks, new trials, many discussions and waked nights the die is cast (in German: “Die Würfel sind gefallen” – meaning in words: “The Cubes have fallen”) – we dare one last trial back at Sula reef.

But what could have possibly gone wrong in all the attempts before? We can tell you, many things…

To bring a CUBE to the deep sea, we hook it on the CTD frame and lower it to the seafloor as shown on the picture below. When the CUBE reaches a depth of approximately 10 m above the seafloor, we stop and release it from the hooks with an acoustic releaser: this noisy guy is a tool that we hang in the water next to the ship, where it pings a sound to the receivers attached to the CTD frame, which open their hook as response and let the CUBE go. From here, it sails the last 10 m to the seafloor in free fall.

CUBE deployment. Picture: Sandra Maier.

But whenever you ‘throw’ something in the deep sea, even when it looked massive on deck, you will realize how endlessly large the sea is, and how small you and your equipment in comparison. And when you are unlucky and navigation fails due to bad signal for example, you will spend hours and hours in the submersible JAGO scanning the seafloor and searching for the dropped equipment. Diving in the JAGO is unquestionably one of the most stunning experiences of my life, but let me tell you, after several hours of searching your expensive equipment on the flat sandy bottom of the ocean away from the reef with only about 10 m visibility which tends to look the same everywhere, one gets tired, cold and quite frustrated.

The search for our CUBEs. Picture: JAGO-Team.

Nevertheless, we always found our CUBEs back and all frustration and coldness will be forgotten. So finally, the CUBEs can be inspected and positioned in the right angle towards the currents and brought next to each other if they landed too far away from each other. Then comes the fun part of the JAGO dive: we fly towards the reef margin, and start our search for suitable coral fragment for our CUBE experiment. Around the reef, we usually find blocks of coral and the associated reef framework community that have naturally broken off the reef. Those lose pieces catch our interest: the corals with their widely protruded tentacles seem very active in catching prey, indicating good health, although broken off from the main reef. Many of the pieces contain the “dead”, but not so dead reef framework with all the associated organisms entailing the entire reef community! We can easily collect those blocks with the JAGO manipulator arm, thus we do not have to break additional pieces off the beautiful cold-water coral reef. Said and done, let’s take one back to the CUBEs.

Piece of coral and associated community on dead reef framework (dark piece), brought on board after in-situ CUBE experiment. Picture: Sandra Maier.

Now, the challenging work for our JAGO-pilot Jürgen Schauer starts: In spite of sometimes strong currents Jürgen has to place the coral piece in front of the bulky CUBE with the JAGO arm. Then Jürgen uses the JAGO arm to lift up the CUBE on its handle and deploy it over the coral piece. Sounds simple, but for me as an observer who can only watch this process now, it really doesn’t look simple. I am greatly impressed by the fine-motor skills with which Jürgen operates the JAGO arm. Finally, the CUBE sits over the coral piece, the measurement is started, and we can leave our experiment behind in the deep sea for the next 24 hours.

One day later, back in JAGO and now we found the CUBEs at once. But…. Oh no, what is this? The CUBE has toppled over, before the experiment has ended. What happened?? Wild speculations start between Jürgen and me in JAGO, as well as on board amongst the waiting scientists when they heard the news over hydrophone. Strong currents? A big fish knocking them over (I would rather consider a whale here considering how difficult it is to move the CUBEs even for JAGO J)? Or maybe just we with JAGO, leaving with too much “wind” when leaving them behind the other day? We will never know for sure. But what we know: It is not easy to squeeze the secrets of the ocean!

Toppled CUBE. Picture: JAGO-Team.

But fortunately, I can report a successful deployment in the end: In the very last days of the cruise, we returned to the Sula reef and dared to conduct one last trial. We deployed the CUBEs over two pieces of coral one under each CUBE, and carried out the 24 hours measurement. Great to see that effort, sweat, and sleepless nights have been rewarded after all.

Success! Upright CUBE after 24 hours of incubating a coral fragment. Picture: JAGO-Team.

Thank you for following us that far with our CUBEs, and we are grateful to return home with those valuable data and experiences on the Poseidon cruise 525.

Goodbye from my side, and see you for the next CUBE game.

 

Sandra Maier