Vortrag 9. Dez: Mensch-Meer-Nachhaltigkeit

Campus der CAU mit Audimax (Foto: Jürgen Haacks, CAU Kiel)

Am kommenden Dienstagabend, 9.12.2014, findet ab 18 Uhr der letzte Abend der Vortragsreihe “Ozean im Wandel: Herausforderungen für die Zukunft” statt. Kommentar zur letzten Veranstaltung

Mensch-Meer-Nachhaltigkeit: Die Meerespolitik vor neuen Herausforderungen

  • Ort: Frederik-Paulsen-Hörsaal im Audimax der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, 24118 Kiel
  • Dienstag, 9.12.2014
  • Zeit: 18 – 20 Uhr
  • Eintritt frei

mit:

  • Dr. Robert Habeck, Stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume / Kiel
  • Dirk Lindenau, Ingenieur für maritime Projekte und ehemaliger Geschäftsführer der Kieler Lindenau-Werft / Kiel
  • Prof. Dr. Martin Visbeck, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
  • Thilo Maack, Greenpeace / Hamburg
  • Moderation: Dirk Scheelje Ministerium für Bildung und Wissenschaft / Kiel
  • Musik: Nora Piske-Förster

Die Nutzung der Meere erfolgt überwiegend nach dem Prinzip der Ausbeutung. Setzt sich dieser Trend unvermindert fort, sind irreversible Schäden für die marinen Ressourcen wahrscheinlich. Bereits heute gelten nur noch gut vier Prozent der Weltmeere als vom Menschen unberührt. Besonders belastet sind dagegen die Nordsee, das Mittelmeer und das Schwarze Meer.

Wir brauchen „kluge Jäger und Sammler“ und „nachhaltige Gärtner“, wie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) es formuliert, um auf die Notwendigkeit einer veränderten Nutzung globaler kollektiver Güter, zu denen auch die Meere und ihre Ressourcen zählen, aufmerksam zu machen. Die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft stellt hohe Ansprüche: ein Umdenken unserer bestehenden Konsum- und Produktionsmuster, die Beteiligung und Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren, das Schaffen von Konsens und Partnerschaften sowie kollektive Vereinbarungen oder wie der WBGU es formuliert „einen Gesellschaftsvertrag für die Meere“. Dies kann nur auf Grundlage eines breiten öffentlichen Dialogs erfolgen.

Bisher ist das in Deutschland nicht gelungen und der Stellenwert, den das Meer als Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum einnimmt, ist noch nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen. So forderte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich einer Meeresschutzkonferenz 2011: „Wir müssen die Meere in unser Herz schließen“. Meerespolitik ist in Deutschland kein Spitzenthema. Ein Grund mag sein, dass die Ozeane in ihrer Unzugänglichkeit und Dimension schwer begreiflich sind und sich zu einem großen Teil unserem Bewusstsein entziehen.

Aber Meerespolitik ist auch unbequem. Maßnahmen gegen Meeresverschmutzung oder zum Schutz mariner Ökosysteme haben wegen ihres grenzüberschreitenden Charakters nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn alle nationalstaatlichen Regierungen kooperieren. Auch die Vereinbarung von Regeln im Umgang mit globalen Gemeinschaftsgütern lassen sich nicht mehr auf nationalstaatlicher Ebene alleine bearbeiten.

Welche Handlungsoptionen eröffnen sich vor diesem Hintergrund für eine gestaltende Meerespolitik in Deutschland? Wo liegen Freiheitsspielräume? Welche Rolle kommt der Wissenschaft dabei zu? Wie sieht unser Kenntnisstand über den heutigen Ozean aus? Wo sind die Grenzen unseres Verständnisses? Wie kann die Schwierigkeit überwunden werden, dass individuell nicht rational gehandelt wird, z.B. von Wirtschaftsunternehmen, die rein gewinnorientiert ausgerichtet sind, kollektiv das aber sehr wohl möglich ist. Wie kann das „Meeresbewusstsein“ in Deutschland geschärft werden?

Über die Redner

Dr. Robert Habeck, Stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume / Kiel

Dr. Habeck studierte Germanistik, Philosophie und Philologie in Freiburg und promovierte in Hamburg. Seit 2002 ist er bei den Grünen aktiv und war schließlich im Jahre 2009 Vorsitzender der der Grünen in Schleswig-.Holstein und darauf folgend Vorsitzender der Grünen Landtagsfraktion. 2012 übernahm er das Amt des stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. Sein Aufgabenbereich konzentriert sich auf die Entwicklungs- und Strukturpolitik, Energiefragen und konkrete Umweltschutzmaßnahmen, wie beispielswiese im Bereich des Küsten-, Meeres- und Klimaschutzes.

Dirk Lindenau, Ingenieur für maritime Projekte und ehemaliger Geschäftsführer der Kieler Lindenau-Werft / Kiel

Herr Lindenau ist Diplom-Ingenieur und war lange Zeit als Geschäftsführer der Lindenau-Werft tätig. Heute arbeitet er an maritimen Projekten und beschäftigt sich mit nachhaltigen Abfallwirtschaftssystemen in Insel- und Küstenregionen. Das Ziel ist ein sauberer Ozean und saubere Energiegewinnung, daher sollen unter anderem Schiffe besonders ausgerüstet werden, um Recycling besser gestalten zu können. Dies geschieht im Rahmen eines Projektes der Umweltorganisation „One Earth – One Ocean“, die sich gezielt mit der Reinigung der Meere vom Plastikmüll beschäftigt. Ebenso sollen Küstenregionen, denen die Infrastruktur zum Recycling fehlt, konkret in der fachgerechten Entsorgung und Wiederverwertung der Abfälle unterstützt werden.

Prof. Dr. Martin Visbeck, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Martin Visbeck absolvierte 1989 sein Diplom in Physikalischer Ozeanographie in Kiel, heute ist er Professor am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung im Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik und Professor an der Universität Kiel. Er ist Sprecher des Excellence Clusters “The  Future Ocean”, das auch diese Veranstaltung organisiert, Sprecher des Deutschen Komitees „Future Earth“ und ist Mitglied im Leitungsgremium des deutschen Netzwerks für Lösungen für Nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Solutions Network“ (SDSN)) des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE). Dr. Visbeck ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Gremien der Meeresforschung und seit 2004 Leiter der Forschungseinheit physikalische Ozeanographie. Seine Forschungsgebiete reichen über spezifische Felder der Ozeanforschung bis hin zu Rückkopplungseffekten mit dem Klima und Klimavariabilität.

Thilo Maack, Greenpeace / Hamburg

Herr Maack ist Meeresbiologe und seit 1999 bei Greenpeace tätig. Er engagiert sich in zahlreichen Kampagnen, die darauf abzielen, den Walfang zu unterbinden. Ziel ist es, nicht nur das Bewusstsein vieler Menschen auf kritische Umweltfragen zu lenken, sondern auch konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Viele Nationen sprechen sich klar gegen den Walfang aus, doch es gibt nach wie vor Bestrebungen, den Walfang wieder zu kommerzialisieren.

Moderation: Dirk Scheelje, Ministerium für Bildung und Wissenschaft / Kiel

 

Veranstaltungsreihe “Ozean im Wandel: Herausforderungen für die Zukunft”

Nur wenigen Menschen ist bewusst, wie sehr wir auf die Meere und ihre Ökosysteme mit ihrem großen Artenreichtum angewiesen sind. Die Ozeane versorgen uns mit Nahrung und medizinischen Wirkstoffen, mit mineralischen Ressourcen, sie liefern Energie, regulieren das Klima und sind unser wichtigstes Transportmedium. Mehr als 90 Prozent des Welthandels werden über den Seeverkehr abgewickelt. Fisch ist für mehr als 1,5 Milliarden Menschen eine wichtige Ressource und mehr als 45 Millionen Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt in der Fischerei, weitere 150 Millionen in der Fisch verarbeitenden Industrie. Seit Jahrtausenden lockt das reiche Nahrungsangebot Menschen an die Küsten und bereits heute lebt die Hälfte der Menschheit weniger als 100 Kilometer von der Küste entfernt. Dichtbesiedelte Küstenregionen bieten vielen Menschen Arbeit und dienen zur Erholung. Häfen eröffnen den Zugang zu den Zentren des Welthandels. Die Weltmeere sind von zentraler Bedeutung für die Menschheit. Angesichts des Anwachsens der Weltbevölkerung ist zu erwarten, dass sich der Nutzungsdruck auf marine Ressourcen und Ökosysteme weiter erhöhen wird. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie der Umgang mit den Meeren nachhaltig gestaltet werden kann.

Das detaillierte Programm zu den Veranstaltungen finden Sie in diesem Flyer.

Ulrike Kronfeld 2

Kontakt:

Ulrike Kronfeld-Goharani

Tel.: +49 431 880 6332

E-Mail: kronfeld@ips.uni-kiel.de