Regen und Sonne

Aktion #MeineWissenschaft der Helmholtz-Gemeinschaft. Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft Aktion #MeineWissenschaft der Helmholtz-Gemeinschaft (siehe weiter unten). Bild: Veronika Mischitz/Helmholtz-Gemeinschaft

Das Wetter ist in der vergangenen Woche mit uns Achterbahn gefahren: Mal sonnig und mild, mal nass und kalt. Ausgerechnet am Dienstag gab es den kompletten Mix. Warum “ausgerechnet” am Dienstag? Weil am Dienstag unser Forschungsschiff ALKOR zu einer biologischen Exkursion in die Kieler Bucht ausgelaufen ist. Mit an Bord: Der Preisträger des Videowettbewerbs “MeerWissen”, den “Wissenschaft im Dialog” und die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Teil des “Fast Forward Science”-Wettbewerbs ausgerufen hatten. Den Gästen wollten wir uns natürlich von der besten Seite präsentieren. Als am Dienstagmorgen die Sonne über der Förde schien, habe ich deshalb auf dem GEOMAR-Twitter-Kanal vollmundig das Kieler Wetter gelobt:

Tweet-Link

Später kamen aber Hagel und Sturm… nun ja, wer in der Meeresforschung arbeitet, muss halt mit den Elementen rechnen. Offenbar hat es den Gästen trotzdem gefallen:

In der kommenden Woche soll es bei Fast Forward Science noch ein Video von der Fahrt geben. Wir sind gespannt.

Von seiner besten Seite zeigte sich das Wetter dagegen am heutigen Freitag, als sich die Ministerpräsidenten der norddeutschen Länder in Kiel trafen. Den Vormittag verbrachten die Länderchefs auf dem Forschungsschiff ALKOR. Dabei erlebten sie Meereswissenschaften hautnah, unter anderem die Bergung des autonomen Meeresboden-Crawlers VIATOR aus der Ostsee. Er hatte dort eine Testmission absolviert. Die Botschaft am Ende des Gipfels freut uns natürlich sehr: Die Ministerpräsidenten sprachen sich dafür aus, die Meeresforschung intensiver zu fördern. Eine gute Botschaft, denn wir haben nur diesen einen Planeten und der ist zu 70 Prozent von Meeren bedeckt.

VIATOR kehrt vom Meeresboden zurück. Medien und Ministerpräsidenten schauen zu. Foto: Andreas Villwock, GEOMAR

VIATOR kehrt vom Meeresboden zurück. Medien und Ministerpräsidenten schauen zu. Foto: Andreas Villwock, GEOMAR

Noch eine kleine Ergänzung zu meinem Post in der 11. KW: Da hatte ich auf einen Beitrag des NDR-Schleswig-Holsteins-Magazins über die Zeitserienstation Boknis Eck hingewiesen. An diesem Dienstag hat auch der Deutschlandfunk in seiner Sendung “Forschung aktuell” über das neue Unterwasserobseravtorium berichtet. Der Beitrag ist auf der Webseite der Sendung nachzuhören (21.3., Beitrag: Observatorium in der Ostsee: Unterwasser-Messstation liefert ständig Daten).

Ein weiteres Highlight dieser Woche: Die neue Ausgabe unseres Magazins GEOMAR NEWS ist erschienen. Aufmerksame Leserinnen und Leser haben vielleicht kleine Änderungen bemerkt. Wir haben vier Seiten mehr, dadurch konnten wir einige Themen etwas ausführlicher behandeln und das Layout etwas luftiger gestalten. Auch in Zukunft wollen wir die GEOMAR NEWS Schritt für Schritt weiterentwickeln. Über Anregungen und Vorschläge dazu freuen wir uns natürlich. Man kann die GEOMAR NEWS übrigens auch als E-Newsletter abonnieren.

Cover GEOMAR NEWS 01 > 2017

 

Abschließend noch zwei ernstere Themen. Zum einen geht es um das “postfaktische” Zeitalter, in dem wir uns angeblich  befinden. Nicht, dass dieses Phänomen neu wäre. Es hat schon immer Demagogen gegeben, die Fakten ignoriert haben, um sich mit simplen Schein-Wahrheiten die Gefolgschaft von Menschenmassen zu sichern. Obwohl die Geschichte lehrt, dass dieser Weg nie Probleme gelöst, sondern immer neue geschaffen hat, haben entsprechende Politiker im Moment wieder Zulauf.

Um ein Zeichen für Fakten-basierte Diskussionen (die ohne freie Wissenschaft nicht möglich sind) zu setzen, werden am 22. April überall auf der Welt Menschen beim sogenannten March for Science für die Wissenschaft auf die Straße gehen. Die Helmholtz-Gemeinschaft ruft ausdrücklich zur Teilnahme auf. Im Vorfeld hat sie unter dem Hashtag #MeineWissenschaft (siehe Bild ganz oben) eine Umfrage zum Thema “Wie wirkt sich Wissenschaft konkret auf das Leben aus” gestartet. Wer Lust hat, daran teilzunehmen: Die Umfrage ist online im Augenspiegel-Blog der Helmholtz-Gemeinschaft zu finden.

Das zweite ernste Thema ist leider nicht weniger aktuell, auch wenn die konkrete Vorgeschichte schon 30 Jahre zurückreicht. Am 18. März 1987 explodierte in einem Café der afrikanischen Hafenstadt Dschibuti eine Bombe. Bei dem terroristischen Anschlag kamen insgesamt 13 Menschen ums Leben, darunter Annette Barthelt, Marco Buchalla und Daniel Reinschmidt. Alle drei studierten damals in Kiel Meeresbiologie und wollten von Dschibuti aus mit dem deutschen Forschungsschiff METEOR zu einer Expedition in den Indischen Ozean aufbrechen. Ein weiterer Kollege, der Diplombiologe Hans-Wilhelm Halbeisen, erlag wenige Wochen später seinen schweren Verletzungen. Auch unter den insgesamt 41 Verletzten des Anschlags waren vier junge Kieler Meeresforschende.

Nur ein Jahr später gründeten Freunde und Angehörige die Annette Barthelt-Stiftung, die seit 1990 alljährlich den Nachwuchs in der Meeresforschung mit wissenschaftlichen Preisen unterstützt. Außerdem ehrt sie mit ihren “Staatsbürgerlichen Preisen” Menschen oder Organisationen, die sich mit Terror und Gewalt und deren Folgen für Opfer und die Gesellschaft auseinandersetzen. Die Preisverleihung 2017 fand heute am GEOMAR statt. Mehr zu den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern in der GEOMAR-Pressemitteilung.  Einen ausführlichen Hintergrundbericht zu den Ereignissen 1987 und zur Entstehung der Annette Barthelt-Stiftung bringt das Schleswig-Holstein-Magazin des NDR am Sonntag zwischen 19:30 und 20:00 Uhr.

Und zum Schluss noch eine weitere Ergänzung zur vergangenen Woche. Am Freitag, 17.3., haben wir über den Beginn eines meereswissenschaftlichen Experimente vor der Küste Perus berichtet. Seit einigen Tagen suchen allerdings schwere Unwetter das Land heim (dazu hier ein Beitrag der Tagesschau, hier eine Einordnung der Vorgänge von Prof. Dr. Mojib Latif beim Saarländischen Rundfunk). Falls sich jemand gefragt hat, ob auch unsere Kolleginnen und Kollegen betroffen sind: Nein, es geht ihnen gut, in der Gegend, in der sie arbeiten, hat es keine Unwetter gegeben. Wir werden natürlich weiter von den Arbeiten dort berichten.

 

Jan Steffen