Glückwunsch POSEIDON!

Strahlender Sonnenschein zum 40. Geburtstag… Die Poseidon in Kiel. Foto: Jan Steffen

40 Jahre und noch immer kein Alt-Eisen – bei Schiffen ist das nicht selbstverständlich. Das Durchschnittsalter der deutschen Handelsflotte beträgt nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder gerade einmal zehn Jahre. Doch es gibt natürlich auch Wasserfahrzeuge, die länger zuverlässig ihren Dienst tun. Eins davon ist das Forschungsschiff POSEIDON. Es wurde 1974 bis 1976 von der Schichau Unterweser AG in Bremerhaven gebaut. Damit ist es jetzt – ja, genau – 40 Jahre alt. Wie es sich bei einem runden Geburtstag gehört, kamen gestern zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Schiffsmanager, Crewmitglieder und andere dem Schiff verbundene Menschen zusammen, um der POSEIDON zu gratulieren.

Auch ich verbinde einige Erinnerungen mit der POSEIDON. Erstens kommt meine Familie aus Kiel und so weit ich zurückdenken kann, gehört die POSEIDON zur Stadt – auch wenn sie die meiste Zeit gar nicht in ihrem Heimathafen ist. Dass ich einmal selbst auf ihr mitfahren würde, kam mir aber lange nicht in den Sinn. Mein Studium (Geschichte) zielte nicht unbedingt auf die Meereswissenschaften.

2008 wechselte ich jedoch aus dem Tageszeitungsjournalismus in die Pressestelle des (damals noch IFM-)GEOMAR. Und die erste, mehrtägige Expediton, die ich begleiten konnte, war mit der POSEIDON. Expedition POS 439-1 führte in die Flensburger Förde und in die dänische Ostsee. Dort nahmen wir Sedimentkerne, die Details der Klimageschichte seit der jüngsten Eiszeit klären sollten.

 

Expedition POS439-1: Ausbbringen eines Schwerelots, um einen Sedimentkern aus dem Boden der Ostsee zu nehmen. Foto: Jan Steffen

Expedition POS439-1: Ausbringen eines Schwerelots, um einen Sedimentkern aus dem Boden der Ostsee zu nehmen. Foto: Jan Steffen

Auch der Typ aus der Pressestelle fasst mit an: Ich mit einem bereits bearbeiteten und verpackten Kern-Segment im Nasslabor der POSEIDON. Foto: Robert Spielhagen

Auch der Typ aus der Pressestelle fasst mit an: Ich mit einem bereits bearbeiteten und verpackten Kern-Segment im Nasslabor der POSEIDON. Foto: Robert Spielhagen

 

Im Vergleich mit dem neuesten deutschen Forschungsschiff, der SONNE, die ich mittlerweile auch auf See erleben durfte, fällt das Alter der POSEIDON schon auf. Vieles wirkt enger, das Arbeitsdeck zugebauter. Auch technisch herrscht auf den ersten Blick ein gewisser Retro-Charme. Dass nach und nach immer mehr moderne Navigationsgeräte, Kommunikationsanlagen, neue Winden und wissenschaftliche Apparaturen nachgerüstet wurden, bringt das Schiff zwar technisch auf einen aktuellen Stand, aufgeräumter wirkt es dadurch aber nicht.

Trotzdem (oder gerade deshalb?): Die POSEIDON ist ein beliebtes Schiff. Ich persönlich mag ihre klassichen Formen. Wissenschaftler schätzen ihre stabile Lage im Wasser und die gute Manövrierbarkeit. Ein Pluspunkt, den viele Kolleginnen und Kollegen auch immer wieder nennen, ist die familiäre Atmosphäre an Bord. Überhaupt steht die POSEIDON für eine ganze Ära der Meeresforschung. Als sie in Dienst ging, hatte sich die Theorie der Plattentektonik noch nicht einmal richtig etabliert. Und welcher Schiffsneubau hat noch ein richtiges Steuerrad auf der Brücke? 🙂

So mischte sich zwischen die Freude über den runden Geburtstag bei den Gratulanten auch etwas Wehmut. Denn das Ende der Dienstzeit der POSEIDON ist absehbar. Bis 2019 hat sie noch “Klasse”, also ein TÜV-Siegel für Schiffe. Weitere Grundüberholungen und Nachrüstungen sind voraussichtlich zu teuer. Deshalb soll ein größerer Neubau die POSEIDON – und die auch schon 30 Jahre alte METEOR – ersetzen. Dieser Neubau wird natürlich neue wissenschaftliche Möglichkeiten bieten, bequemere Unterbringung für lange Reisen, mehr Einsatzmöglichkeiten für Großgeräte. Doch die “alte” POSEIDON ist halt die “alte” POSEIDON…

In diesem Sinn wünsche auch ich ihr weiterhin gute Fahrt und immer mindestens eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

Jan Steffen

P.S.: Übrigens ist die “gute alte” POSEIDON nicht die erste POSEIDON. Doch dazu in den nächsten Tagen mehr.

 

NACHTRAG 26.08.2016: Hier noch ein Video meiner Kolleginnen Amelie und Gesa über die POSEIDON: