Ich bin die Neue bei den Kommunikation und Medien am GEOMAR. Ich kümmere mich von nun an um das Bewegtbild. Studiert habe ich die Meeresbiologie und gelernt Video, Audio und Fernsehtechnik. Die Biologie liegt mir am Herzen und daher möchte ich hier als die Biologin im Team über genau diese Themen bei uns im Haus berichten.
Was würdest du tun? Du sitzt am Strand, genießt die Sonne, die Natur und schaust auf das Wasser. Dann hörst du lautes Vogelgeschrei und ein Schwarm von Seevögeln fliegt auf. Du guckst zu den Vögeln und siehst eine Gruppe von Menschen und einen Hund, die mitten durch einen gesperrten Strandabschnitt laufen. Es ist Brutsaison der Seevögel. Die Gruppe läuft in meine Richtung und ich überlege schon, wie ich die Menschen darauf ansprechen kannst. Am Rande des Schutzgebietes steht ein Schild, dass darauf hinweist, den Strandabschnitt zu betreten. Genau dieses Schild werde ich den Leuten zeigen! Die Gruppe passiert eine Absperrung und das Schild und entdeckt selber, dass sie da gerade in einem gesperrten Strandabschnitt waren. Puh, dann brauche ich ja nichts mehr zu sagen und mein innerer Ärger verpufft. Zum Glück sind die meisten Menschen sehr einsichtig, wenn es um den Schutz von Tieren geht, denke ich. Ein paar Stunden später sehe ich genau die gleiche Gruppe wieder durch den gesperrten Bereich laufen. Nun ärgere ich mich doch, dass ich keine Initiative gezeigt habe.
Jule auf ihrem Beobachtungsposten vor der Sandbank
Und genau deshalb möchte ich euch Jule vorstellen. Sie ist Biologiestudentin an der Universität Kiel und macht gerade ihre Abschlussarbeit bei uns am GEOMAR. Mit ihrer Arbeit hat sie schon Großes erreicht. Dank Jules Einsatz ist ein Abschnitt auf einer Sandbank vor Laboe vom Land Schleswig-Holstein gesperrt worden. Genau der Bereich, in dem die vom Aussterben bedrohten Zwergseeschwalben brüten. “Manchmal musste ich beobachten, wie Menschen und Hunde genau durch die Gelege gelaufen sind. Ich habe Kinder gesehen, die die Eier in die Eier aufgehoben haben. Das war nur schwer mit anzusehen, ” so berichtet Jule von ihren Beobachtungen vor der Sperrung. Nun fliegen die Vögel zwar noch auf, wenn Menschen in die Nähe des gesperrten Bereiches kommen, aber die Eier und Küken sind geschützt.
Im benachbarten Naturschutzgebiet Bottsand brüten die Zwergseeschwalben ungestört. Hier lebt die Vergleichsgruppe, mit denen Jule den Bruterfolg in Hinblick auf Störungen und Umweltbedingungen untersucht. Sie möchte wissen, welchen Einfluss menschliche Störungen auf den Bruterfolg und die Aufzucht der Küken haben. Durch das ständige Auffliegen, besonders an den Wochenenden, haben die Alten ein kürzeres Zeitfenster, um ihre Jungen zu füttern.
An dem Tag, an dem ich Jule bei ihrer Arbeit traf, hat sie fünf flügge Küken vor Laboe beobachtet. Das ist ein großer Bruterfolg. An den deutschen Küsten brüten nur insgesamt 650 Paare dieser tauchenden Zwerge. Die Zwergseeschwalben sind die kleinsten bei uns in Mitteleuropa vorkommenden Seeschwalben mit nur etw 45g und 20cm Körperlänge.
Wir können schon gespannt auf Jules Ergebnisse sein, die sie in den nächsten Monaten anhand von Beobachtungsprotokollen und der Auswertung von Videoaufnahmen bekommt. Ich finde es sehr motivierend zu sehen, wie jemand schon mit einfachen Mitteln sehr viel für den Schutz einer bedrohten Tierart erreichen kann. Solltet ihr einmal in der Nähe des Laboer Ehrenmals am Strand sein, dann freut euch auf die winzigen kleinen Kunstflieger entlang der Sandbank. Für alle, für die der Weg zu weit ist habe ich ein kleines Video zusammen geschnitten. Jule erzählt euch, was Seeschwalben mit dem Meer zu tun haben und welche Wünsche sie noch für die Seeschwalben hat.
Sarah