Der Ozean-Tag 2016: Auf den Spuren von Ozeanströmungen, Tsunamis, Pottwalen und Co.

Über 400 interiesserte SchülerInnen am Ozeantag im Kieler Audimax

In den Ozean der Zukunft eintauchen – das konnten 400 junge Zuhörerinnen und Zuhörer am Ozean-Tag am Mittwoch im Audimax der CAU. In fünf spannenden Vorträgen nahmen Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ die Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse mit auf Entdeckungsreise. Dabei ging es um den Klimawandel, Ozeanströmungen, Erdbeben und Tsunamis, Mikroorganismen und Meeressäugetiere.

Aufmerksames Publikum

Aufmerksames Publikum

Mojib Latif erklärt das Klimaproblem

Mojib Latif erklärt das Klimaproblem

Grußwort von Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Ilka Parchmann

Grußwort von Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Ilka Parchmann

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Ilka Parchmann (IPN und Vizepräsidentin der Uni Kiel) gab es ein paar einleitende Worte vom Sprecher des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ Prof. Dr. Martin Visbeck. Anschließend eröffnete Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif um 09.15 Uhr die Vortragsreihe mit einem Vortrag zum Thema „Herausforderung Klimawandel“. In mehreren Animationen veranschaulichte Latif die Entwicklung der Erderwärmung über Jahre hinweg und wies auf den Zusammenhang zwischen den steigenden Temperaturen und dem zunehmenden Kohlendioxid-Gehalt (CO²) in der Luft hin. Der fortschreitende Klimawandel ist das Resultat jahrzehntelanger Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Kohle und Erdgas. Er führt nicht nur zur Eisschmelze an den Polen und auf Gebirgsgletschern, sondern hat auch den Anstieg des Meeresspiegels zur Folge: Seit 1880 stieg der Meeresspiegel um 20 cm an. Wenn die weltweiten CO²-Abgase unverändert weitersteigen, wird darüber hinaus der pH-Wert der Ozeane sinken – eine Ozeanversauerung hätte verheerende Auswirkungen auf die Ökosysteme. Dennoch betonte Latif, dass es zum Handeln noch nicht zu spät sei. Eine CO²-freie Wirtschaft mit ausschließlich erneuerbaren Energien sei möglich und dringend notwendig, um den Klimawandel noch abzuwenden.

Mojib Latif mit interessierten SchülerInnen im Nachgespräch

Mojib Latif mit interessierten SchülerInnen im Nachgespräch

Pro. Dr. Martin Visbeck spricht über Meereströmungen

Pro. Dr. Martin Visbeck spricht über Meereströmungen

Im folgenden Vortrag „Den Ozean beobachten – die Rolle der Ozeanströmungen für das Klima der Erde“ erklärte Prof. Dr. Martin Visbeck, wie Gezeiten, Wind und Sonne die Ozeanströmungen antreiben. Die Strömungen sind dabei unterschiedlich stark: Besonders schnelle Strömungen wie zum Beispiel der Golfstrom erreichen eine Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde. Der Ozean als dynamisches System voller Strömungen fungiert als eine Art Zentralheizung, da er Wärme speichert und mit den Strömungen transportiert. Im Anschluss gab Visbeck noch einen Einblick in die moderne Ozeanforschung mit Robotern, wie der sogenannten „Verankerung“: Dabei handelt es sich um eine Messapparatur, bei der selbstregistrierende Sensoren in unterschiedlichen Wassertiefen, aber an einem Ort fest verankert, bis zu zwei Jahre lang alle zehn Minuten die Temperatur und den Salzgehalt des Wassers messen. Zur Installation wird meistens ein Stahlseil genutzt, das an ein am Meeresboden platziertes Grundgewicht – oftmals werden dazu alte Eisenbahnräder verwendet – montiert ist. Damit das Seil senkrecht im Wasser steht, werden zwischen die Sensoren Auftriebskugeln aus Glas oder Schaumstoff angebracht. Für die 400 Zuhörerinnen und Zuhörer im Frederik-Paulsen-Hörsaal am Ende des Vortrags besonders beeindruckend: eine Simulation der sich mit den Ozeanströmungen ausbreitenden Radioaktivität im Pazifik nach der Nuklearkatastrophe 2011 in Fukushima.

 Prof. Dr. Sebastian Krastel zum Thema Tsunamis

Prof. Dr. Sebastian Krastel zum Thema Tsunamis

Weiter ging es mit einem Vortrag über die Naturgefahren aus dem Meer: Prof. Dr. Sebastian Krastel vom Institut für Geowissenschaften stellte vor, wie Erdbeben, Tsunamis und submarine Hangrutschungen entstehen. Weil 50 Prozent der Menschen auf der Welt in einem 50 km breiten Küstenstreifen leben, kommt diesem Thema eine große Bedeutung zu. Die meisten Erdbeben gibt es in den Ozeanen. Ozeanboden-Seismometer, die wie „Verankerungen“ mit Gewichten am Meeressboden befestigt werden, zeichnen jedes noch so kleine Mini-Erdbeben für die Forschung auf. Doch wann wird ein Erdbeben zum Tsunami? Krastel nannte drei wesentliche Voraussetzungen: Zum einen muss das Erdbeben über Stärke 7 der Richterskala hinausgehen. Außerdem muss der Punkt, von dem das Erdbeben ausgeht (das sogenannte Hypozentrum) nahe am Meeresboden sein. Darüber hinaus findet bei Tsunamis eine vertikale Verschiebung des Meeresbodens statt. Um die Bevölkerung künftig besser vor Tsunamis schützen zu können, haben deutsche und indonesische Forscher ein Tsunami-Frühwarnsystem entwickelt, das sogenannte GITEWS (German Indonesian Tsunami Early Warning System).

Dr. Kristina Lehnert über das Walsterben in der Nordsee

Dr. Kristina Lehnert über das Walsterben in der Nordsee

Nach einer kurzen Pause folgten die Vorträge „Meeresschwämme und Mikroorganismen – Pioniere der Evolution“ von Prof. Dr. Ute Hentschel-Humeida (GEOMAR) und „Tod in der Nordsee – Warum stranden Pottwale an unseren Küsten?“ von Dr. Kristina Lehnert (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Büsum) und Dr. Uwe Piatkowski (GEOMAR). Um 12.45 Uhr endete die Vortragsreihe.

 

Der Ozean-Tag ist eine gemeinsame Aktion der Kieler Forschungswerkstatt und des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“. Er fand in diesem Jahr zeitgleich zum internationalen „World Ocean Day“ statt, der weltweit auf die gravierenden Probleme im Umgang mit dem Ozean aufmerksam macht.

Aufgrund der positiven Resonanz wird der Ozean-Tag auch zukünftig am „World Ocean Day“ stattfinden.