SO244 GeoSEA – Nikolausgrüße aus dem Südostpazifik

Das Team von SO244 GeoSEA sendet Nikolausgrüße an die Heimat / The team of cruise SO244 GeoSEA wishes you a happy St. Nicholas day. Photo: Jan Steffen, GEOMAR Das Team von SO244 GeoSEA sendet Nikolausgrüße an die Heimat / The team of cruise SO244 GeoSEA wishes you a happy St. Nicholas day. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

In der vergangenen Woche habe ich geschrieben, in der Ozeanforschung müsse man auch bei bester Vorbereitung auf Überraschungen gefasst sein. Ja, tatsächlich, das ist so. Aber es gibt Fälle, in denen möchte man gar nicht Recht behalten…

Eigentlich war gestern Abend alles in bester Ordnung. Der 20. Tripode – der letzte für Area 3 – war am Meeresboden angekommen und hatte sich ins Messnetz eingeloggt (zu den Areas siehe den Beitrag von gestern). Area 3 war das Arbeitsgebiet mit den größten Wassertiefen und dem hügeligsten Meeresboden. Ein wesentliche Herausforderung hatten wir also gemeistert. Von jetzt an komme nur noch Routine, dachten wir und freuten uns auf den Nikolaustag.

Dann riss ausgerechnet beim letzten Einholen des Tiefseekabels gestern Abend der unterste Teil der Leine ab. Mit Hilfe einer Unterwasserkamera stellte die Schiffscrew fest, dass es samt Auftriebskugeln und Releaser an der Welle der SteuerBackbordschraube der SONNE hängen geblieben ist. Gleichzeitig setzte die Dämmerung ein. An eine genauere Untersuchung oder gar eine sofortige Lösung war nicht zu denken. Die SONNE verfügt zwar über zwei Propeller und zusätzlich einen unabhängigen Pumpjet, aber trotzdem kann ein Schaden an der Antriebsanlage ein Sicherheitsrisiko darstellen. Kapitän Lutz Mallon entschied zunächst, an Ort und Stelle die Nacht zu verbringen und bei Tageslicht die Situation erneut zu begutachten. Zum Glück ist die See ruhig und wir befinden uns weitab von viel befahrenen Schifffahrtsrouten.

Die Stimmung war abends natürlich sehr gedrückt. Können wir überhaupt noch weiterarbeiten? Müssen wir frühzeitig zurück nach Antofagasta? Die Fragen gingen allen durch den Kopf. Am meisten dürften sie aber unsere Fahrtleiterin Heidrun beschäftigt haben. Sie ist auf wissenschaftlicher Seite für die Expedition verantwortlich. Sie muss dafür sorgen, dass wir die geplanten Arbeiten in der bewilligten und überaus wertvollen Schiffszeit bewältigen. Das ist schon keine leichte Aufgabe, wenn alles wie geplant läuft. Doch wenn überhaupt nicht klar ist, wie es weitergeht….

Den heutigen Vormittag hat sich die Besatzung mit Hilfe von Beiboot und Unterwasserkamera ein genaueres Bild von der Lage verschafft. Kapitän Mallon entschied schließlich, mit aller gebotenen Vorsicht bis Area 1 weiterzufahren. Dort wollen wir eigentlich noch die drei verbliebenen Tripoden absetzen. Zum Glück löste sich bei diesem Transit die verfangene Leine. Das beutet zwar, dass der Releaser und die Auftriebskugeln verloren sind. Im Vergleich zu einer abgebrochenen Expedition ist dieser Verlust aber zu verschmerzen. Und wir haben noch Ersatzgeräte, so dass die Arbeiten weitergehen können.

Sofort hat Heidrun neue Arbeitspläne aufgestellt. Wie begnügen uns heute mit dem Absetzen von zwei Tripoden und nachts wird die SONNE weiter den Meeresboden vermessen. Morgen folgt der letzte (der allerletzte) Tripode. Morgen Mittag beginnen wir, entlang der nordchilenischen Subduktionszone Ozeanbodenseismometer auszusetzen. Zum Glück müssen OBS nicht so präzise platziert werden wie die GeoSEA-Array-Tripoden. Später dazu mehr. Ich bin einer OBS-Wache am 8.12. von Mitteracht bis 6 Uhr morgens zugeteilt. Danach kann ich diese Technik in allen Details beschreiben. Versprochen!

Trotz allem – oder gerade deshalb – ist heute Abend eine Nikolausfeier im Schiffshangar geplant. Schließlich gilt St. Nikolaus unter anderem als Schutzpatron der Seefahrer. Vielleicht hat er uns heute ja ein bisschen geholfen. Der Koch der SONNE zaubert ein leckeres Buffet. Zum Nachtisch gibt es vielleicht noch einen Schokoladen-Nikolaus, der heute morgen vor jeder einzelnen Kammer stand – auch vor meiner 🙂

Allen Daheimgebliebenen senden wir deshalb auf diesem Weg herzliche Grüße aus dem SO-Pazifik!

Das GeoSEA-Team 2015!

(English version soon below!)

Vorbereitung der Ozeanbodenseismometer / Preparing Ocean Bottom Seismometers. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Vorbereitung der Ozeanbodenseismometer / Preparing Ocean Bottom Seismometers. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Zum Nikolaustag ist auch das Frühstücksbuffet vorweihnachtlich geschmückt / On St. Nicholas Day even the breakfast buffet is decorated. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Zum Nikolaustag ist auch das Frühstücksbuffet vorweihnachtlich geschmückt / On St. Nicholas Day even the breakfast buffet is decorated. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

In the past week I have written ‘one must be prepared for surprises in ocean research’. Yes, indeed, I was right. But in some cases, you just don’t want to be right…

Actually, last night everything was fine. The 20th tripod – the last for area 3 – had arrived at the seafloor and had logged into the the measuring network (read more about the areas in the blog post of 5 December). Area 3 was the work area with the greatest water depths and the most uneven seabed. So we had mastered a major challenge of the cruise. From now on, everything will be routine. Or so we thought and we were looking forward to St. Nicholas Day.

Then, while recovering the deepwater cable last night, the lowermost part of the rope snapped off. With the help of an underwater camera, the ship’s crew found out that it had entangled around the shaft of the starboard port propeller of the SONNE together with two benthos spheres and the releaser. Unfortunately dusk was falling at the same time. A closer examination was impossible, not to think of actually solving the problem. Although the SONNE has two propellers and additionally an independent pump jet, damage to the propulsion system might be a safety risk. The ship’s master, Lutz Mallon, decided the ship should spend the night on the spot and examine the situation thoroughly again in daylight. Fortunately, the sea is calm and we are far away from busy shipping routes.

The atmosphere in the evening was obviously very depressed. Can we still continue our work? Do we have to return to Antofagasta now? Everybody was discussing these questions. But most of all our chief scientist Heidrun had to consider them. She is responsible for the scientific side of the expedition. She must ensure that we tackle all the planned work during the valuable time we have on board the ship. That’s not an easy task if everything works smooothly. But it’s even a harder job if you don’t know what will happen next.

This morning the crew has gained, by means of a tender and the underwater camera, a more accurate picture of the situation. The master finally decided to continue to area 1, with all due caution. There we want to deploy the remaining three tripods. Luckily we lost the entangled rope during the transit. Of course we lost the releaser and the benthos spheres as well. But compared to an aborted expedition, this loss is a minor one. And we still have spare equipment, so the work can continue.

Immediately, Heidrun has written new work plans. Today we will deploy two tripods in area 1 and at night the SONNE will continue to map the seafloor. Tomorrow morning, the last (the very last) tripod will follow the others. Tomorrow, at noon, we will start to deploy ocean bottom seismometers along the northern Chilean subduction zone. Luckily an OBS does not have to be placed as precisely as the GeoSea array tripods. More on this later. I will be on OBS watch on 8th December from Midnight to 6 a.m. Afterwards I can describe this technique in detail. Promised!

Despite everything – or perhaps because of it – tonight there will be a cellebration for St. Nicholas day in the hangar. Finally, St. Nicholas is considered among others, as a patron saint of sailors. Maybe he helped us a bit today.

All our loved ones are at home, we therefore send cordial greetings from the SO-Pacific!

The GeoSEA team 2015!

2 thoughts on “SO244 GeoSEA – Nikolausgrüße aus dem Südostpazifik

  1. Hallo Jan,
    deine Blogs sind so spannend, dass man die Fortsetzung kaum erwarten kann.
    Gestern war die Buchlesung mit 30 Gästen.
    Die AUV ABYSS und ihre augenblicklichen Aktivitäten habe ich auch erwähnt.
    Für einen Kontakt mit Corinna hat die Zeit nicht gereicht.
    Weiterhin viel Spaß im Pazifik.
    Onkel Dieter

    • Danke, aber für uns hätte es manchmal gern etwas weniger spannend sein können 🙂 Immerhin war die Reise bis jetzt ein voller Erfolg.

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