Von Kieselalgen, Plastik im Meer, Seepocken und sezierten Fischen: Ein Tag in der Kieler Forschungswerkstatt

In aktuelle Themen der Meeresforschung eintauchen, Forschungsluft schnuppern und wissenschaftlich arbeiten wie die Profis: Diese Gelegenheit hatten gestern die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Lernwerft Club of Rome Schule Kiel im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt.

In kleinen Gruppen von fünf bis sechs Personen gingen die Schülerinnen und Schüler abwechselnd an verschiedenen Stationen auf Forschungsreise – so lässt es sich schließlich leichter forschen. In einer Station beschäftigten sie sich mit Algen in der Ostsee. Beim Betrachten der entnommenen Wasserproben unter dem Mikroskop staunten sie nicht schlecht über die Vielzahl der Algen. Neben Kieselalgen (die ein bisschen so aussehen wie Keksdosen) konnten auch Blaualgen entdeckt werden. Algen nehmen als Nährstoffe vor allem Phosphate und Stickstoff in Form von Nitraten auf. Mithilfe von Sonnenlicht und CO2 wachsen sie und vermehren sich.

Algenexperiment im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt

Algenexperiment im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Welche Algen befinden sich in der Wasserprobe? Schüler am MIkroskop im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Welche Algen befinden sich in der Wasserprobe? Schüler am Mikroskop im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

In einem anderen Experiment beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit Seepocken: Die Rankenfüßer, die zur Gruppe der Krebse gehören, setzen sich am Ende ihrer Larvenphase mit Saugnäpfen auf feste Untergründe wie Steine und Felsen, aber auch auf Muscheln (besonders gern auf Miesmuscheln), Schneckengehäusen, Buckelwalen oder Schiffen fest. Einmal angekommen, bilden sie aus Kalkplättchen ihr Gehäuse. Zur Ernährung halten sie ihre durch die seitlichen Borsten kammartig verbreiterten Beine fächerartig nebeneinander und bilden damit einen engmaschigen Korb, eine Art Reuse. Indem sie diese Reuse regelmäßig in verschiedenen Richtungen durch das Wasser ziehen, sieben sie kleine Mikroorganismen und Schwebepartikel aus dem Wasser.

Seepockenexperiment im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Seepockenexperiment im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Schüler beobachten die Nahrungsaufnahme von Seepocken im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt

Schüler beobachten die Nahrungsaufnahme von Seepocken im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Das Highlight der Schulklasse war an diesem Tag jedoch das Sezieren von Fischen. Am Anfang traute sich keiner so richtig, das Messer in die Hand zu nehmen und loszulegen – trotz Gummihandschuhen und Schutzkittel. Doch nachdem der erste Anflug von Ekel überwunden war, siegte die Neugier. Man sieht ja schließlich nicht alle Tage, wie es in so einem Fisch aussieht. Auch wurden die Otolithen, die Gehörsteinchen der Fische gesucht, anhand derer man mit Wachstumsringen das Alter der Fische bestimmen kann. Der Fischgeruch und die Zeit gerieten schnell in Vergessenheit, sodass die Schülerinnen und Schüler schließlich gar kein Ende finden wollten.

Fische sezieren im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Fische sezieren im ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt. Foto: Jolan Kieschke

Zum Schluss gab es noch eine Skype-Schaltung nach Chile zu Professor Martin Thiel, Leiter der Arbeitsgruppe Meeresbiologie an der Universität Catolica del Norte in Coquimbo. Er erklärte den Schülerinnen und Schülern, wie Plastikmüll, der in Chile ins Meer gelangt, durch den Humboldt-Strom – mehr als 3.800 Kilometer weit – bis zu den Osterinseln getrieben und dort an Land gespült wird.

Die Schülerinnen und Schüler der Lernwerft Club of Rome Schule Kiel nehmen ebenfalls im Frühjahr 2016 am Citizen Science-Projekt „Dem Plastikmüll auf der Spur“ der Kieler Forschungswerkstatt teil, das Lehrkräfte und Meereswissenschaftler der Kieler Forschungswerkstatt gemeinsam mit der chilenischen Universität Catolica del Norte in Coquimbo organisieren. In diesem Rahmen werden sie die Folgen von Plastikmüllvorkommen an deutschen und chilenischen Stränden erforschen. Erste Erfahrungen im Forschen und wissenschaftlichen Arbeiten haben sie dafür ja schon gesammelt.

 

Schöne Grüße aus dem Future Ocean Team

Julia Janssen