Wie sieht der Ozean der Zukunft aus? Interviewparcours zum Launch des World Ocean Review 4

Der World Ocean Review 4 Foto: Jolan Kieschke

Wuseliges Treiben in der Landesvertretung Schleswig Holsteins inmitten Berlin, Pakete mit druckfrischen Exemplaren des World Ocean Review 4 (WOR 4) stapeln sich auf den Tischen und wollen ausgepackt werden. Auf einem großen Monitor läuft ein Imagefilm über die Kieler Meeresforschung im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ und am GEOMAR. Noch zwei Stunden und die vierte Ausgabe des WOR wird der Öffentlichkeit vorgestellt!

Langsam trudeln die Veranstalter und die ersten geladenen Gäste ein, darunter auch Nikolaus Gelpke vom mare-Verlag und Initiator der Publikationsreihe World Ocean Review und Karsten Schwanke, der durch den Abend moderierte. Viele Besucher haben zielstrebig den Stand des mare-Verlags angepeilt um sich mit der neuesten Ausgabe des WOR 4 einzudecken. Natürlich durften Infomaterial und Goodies vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ und GEOMAR da nicht fehlen.

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Besucher beim Launch des WOR 4 in der Landesvertretung Schleswig Holstein in Berlin. Foto: Jolan Kieschke

Konrad Ott machte den Auftakt des Interviewparcours und diskutierte mit Karsten Schwanke über den Begriff der Nachhaltigkeit, welcher mittlerweile inflationär in allen Kontexten verwendet wird (laut Nikolaus Gelpke schon seit 1993 in Bezug auf Meeresschutz). Was ist denn nun Nachhaltigkeit und warum ist diese ein so wichtiges Thema?

Wenn man den Ozean als Ressource betrachtet, muss man sich auch mit dessen Nutzung und der damit verbundenen Endlichkeit auseinandersetzten. Doch wie schafft man es, den Hunger einer wachsenden Weltbevölkerung zu stillen und gleichzeitig ein Ökosystem nicht aus seinem „stable state“ herauszukatapultieren? Meeresbiologin Antje Boetius vom AWI in Bremerhaven fasste es mit einer treffenden Aussage zusammen: „Wir wissen nicht viel, aber gerade genug um gute Entscheidungen zu treffen!“

Die Meeresforschung birgt die Möglichkeit, mehr Wissen zu generieren und dieses Wissen sinnvoll zu nutzen. Und zwar nicht nur von Forschern und Wissenschaftlern selbst, sondern auch von Politikern und uns als gesamte (Welt-)Bevölkerung. Klaus Töpfer hat genau diesem Punkt in der Diskussion noch einmal Nachdruck verliehen und von einer „Renaissance der Ozeane“ gesprochen. Future Ocean-Sprecher Martin Visbeck erwähnte schon beim Zukunftskongress der Christian-Albrechts-Universität am vergangenen Wochenende im Kieler Landtag die Sustainable Development Goals (SDG´s) der Vereinten Nationen. Seit September dieses Jahres steht der Ozean mit einem eigenen Ziel auf der Agenda! Doch was bedeutet das konkret für die Zukunft?

Geladene Gäste und Moderator auf der Bühne, von links nach rechts: Konrad Ott, Nikolaus Gelpke, Gesine Meißner, Klaus Töpfer, Anke Boetius, Martin Visbeck, Robert Habeck und Karsten Schwanke. Foto: Jolan Kieschke

Geladene Gäste und Moderator auf der Bühne, von links nach rechts: Konrad Ott, Nikolaus Gelpke, Gesine Meißner, Klaus Töpfer, Anke Boetius, Martin Visbeck, Robert Habeck und Karsten Schwanke. Foto: Jolan Kieschke

Es gilt weiterhin viele Fragen zu klären, nicht nur in der Meeresforschung, sondern auch in anderen Bereichen. Das Meer als Wirtschaftsraum – wer darf eigentlich was nutzen? Gesine Meißner stellte in Berlin viele gute Ansätze für eine integrierte Meerespolitik der EU aber auch weltweit vor. Handel, Transport, Tourismus und Konsum auf und aus dem Meer sind Teil der sogenannten „blauen Ökonomie“. Wenn der Ozean als Wirtschaftszone auch von zukünftigen Generationen genutzt werden soll, kommen wir um eine stärkere Verknüpfung von Forschung und Politik nicht umhin. Dem stimmte unser Umweltminister Robert Habeck zu und sprach von einer benötigten „Renaissance der bilateralen Politik“. „Berichterstattungspflicht &Transparenz” sind nach Meinung des ehemaligen Direktors des IASS in Potsdam, Klaus Töpfer, unabdingbar für einen, von allen Nationen, nachhaltig genutzten Ozean.

Ein Meer aus Politik, Forschung und Wirtschaft – große Fragen und Herausforderungen für die Zukunft. Doch in allen Bereichen geht es um Menschen: Menschen, die Entscheidungen treffen für andere. Menschen, die mit den Risiken des Ozeans leben müssen. Menschen, die vom Ozean leben. Für alle hat der Ozean einen bestimmten Wert. Und diesen sollten wir schätzen und gemeinsam erhalten.

Über den World Ocean Review wurde auch in zahlreichen Tageszeitungen und in Radiosendungen berichtet. Hier schon einmal ein kleiner Ausschnitt:

http://www.sueddeutsche.de/wissen/world-ocean-review-so-wollen-forscher-die-weltmeere-retten-1.2730118

http://www.deutschlandfunk.de/kieler-forschungsverbund-wie-wir-unsere-meere-nachhaltig.697.de.html?dram:article_id=336529

http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/wissenswerte/201511/227596.html

Wer sich ein kostenfreies Exemplar der neuen Publikation bestellen oder sich den WOR im Internet downloaden möchte, der findet alle Informationen dazu unter: www.worldoceanreview.com

Ein schönes Wochenende wünscht

Frederike Tirre