Navigators Wochenbericht: Bilderfischer

Pralles Leben im Inneren eines Meskosmos. Screenshot aus einem Film von Tim Boxhammer, GEOMAR

Das Bild schwankt, es platscht und die Kamera kreiselt hinunter durch die dunkle Wassersäule eines Mesokosmos. Ich sehe: Staub. Schnee. Schlonz. Biologen sehen: Calanus, Bosmina, Mnemiopsis und viele andere Organismen. Nach drei Sekunden frage ich mich: “Kommt da noch was?” Und ob! Biologen können sich minutenlang in diese nächtlichen Kamerafahrten durch den Plankton-Kosmos vertiefen und entdecken immer wieder etwas Neues. Ich bin beeindruckt.

Auf dem neuen Youtube-Kanal des KOSMOS-Teams teilen wir ab jetzt nach und nach einige dieser Aufnahmen – für wissenschaftliche Auswertungen und als Ergänzung zu Fachpublikationen. Für alle diejenigen, die sich etwas allgemeiner über die Mesokosmen-Experimente zu Auswirkungen der Ozeanversauerung informieren wollen, gibt es einen Link zu zwei Filmen über die erste Freiland-Studie 2010 in Spitzbergen.

Sedimentfalle am unteren Ende eines Meskosmos mit Partikeln. Screenshot aus einem Film von Tim Boxhammer, GEOMAR

Sedimentfalle am unteren Ende eines Meskosmos mit Partikeln. Screenshot aus einem Film von Tim Boxhammer, GEOMAR

Verglichen mit dem aktuellen Blick in die Kieler Förde ist das Wasser im Mesokosmos allerdings noch glasklar. Beim Test unseres Crawlers VIATOR in Schilksee habe ich selbst mit der Unterwasser-Kamera nach Aufnahmen gefischt: Das Bild schwankt, es platscht und… Erbsensuppe! Durch die Brühe lassen sich die Scheinwerfer unseres Raupenfahrzeugs für den Tiefseeboden erahnen. Dann wirbelt Sediment auf, und etwas Gelbes schummelt sich im Partikelnebel an der Linse vorbei. Hm. Beim großen Test im November in der Ostsee ist die Sicht besser, haben die Kollegen versprochen…

Apropos nach Bildern fischen: In Guayaquil, Equador, hat gerade die wissenschaftliche Mannschaft auf der  SONNE gewechselt. Seit Anfang des Jahres sind Kollegen auf dem deutschen Forschungsschiff unterwegs, um Auswirkungen des Tiefsee-Bergbaus am Meeresboden zu untersuchen. Im August besuchten sie das DISCOL-Gebiet (DISCOL steht für DISturbance and re-COLonization), wo vor 26 Jahren ein “Störungsexperiment” stattfand. Erste Aufnahmen mit dem autonomen Unterwasserfahrzeug ABYSS zeigten noch immer deutlich die Furchen der damals verwendeten Pflug-Egge – und wenig Spuren zurückgekehrten Lebens. Jetzt ist der Tauchroboter ROV KIEL 6000 an Bord, und wir hoffen, im Blog Ecological Aspects of Deep-Sea Mining bald mehr über aktuelle Beobachtungen zu lesen.

Den Kollegen gute Reise und Ihnen und Euch ein sonniges Spätsommerwochenende!
Maike Nicolai