Hermann Helmholtz wirkt noch heute: Der Namensgeber der Helmholtz-Gemeinschaft wird 193 Jahre alt!

Hermann von Helmholtz war einer der bekanntesten Universalgelehrten seiner Zeit und Namensgeber für die Helmholtz-Gemeinschaft. Foto: Armin Kübelbeck, Wikimedia Commons Hermann von Helmholtz war einer der bekanntesten Universalgelehrten seiner Zeit und Namensgeber für die Helmholtz-Gemeinschaft. Foto: Armin Kübelbeck, Wikimedia Commons

Am vergangenen Sonntag vor 193 Jahren, nämlich am 31. August 1821, wurde Hermann Ludwig Ferdinand Helmholtz – damals noch ohne „von“ – in Potsdam als Sohn eines Gymnasial-Oberlehrers geboren. Zwischen damals und heute liegen nicht nur fast 200 Jahre, sondern auch kaum wegzudenkende Fortschritte und Erkenntnisse in der Welt der Wissenschaft: Helmholtz war einer der führenden Wissenschaftler der damaligen Zeit.

Beeindruckende Biografie

Helmholtz‘ Wirken begann mit seiner Promovierung zum Doktor der Medizin im Jahr 1842 und seiner anschließenden Tätigkeit als Anatomielehrer an der Berliner Kunstakademie. Bis 1855 hatte er bereits Professuren für Physiologie und Pathologie erhalten. In den nächsten 16 Jahren folgten Professuren in Bonn und Heidelberg, außerdem erhielt er eine Professoren-Stelle an der Universität Berlin für den Fachbereich der Physik. Obwohl Helmholtz in Deutschland bereits zu diesem Zeitpunkt als einer der größten und vielseitigsten Denker und Forscher bekannt war, genügte dem wissbegierigen Helmholtz all das, was er bislang erreicht hatte, nicht. So kam es, dass er im Jahr 1871 zusammen mit Werner von Siemens die Physikalisch-Technische Reichanstalt in Charlottenburg gründete und fortan als Gründungspräsident tätig war. Noch heute wird das Institut unter dem Namen „Physikalisch-Technische Bundesanstalt“ geführt und dient der exakten Messtechnik für Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft mit der Metrologie als Schwerpunkt. 1883 wurde Helmholtz schließlich in den Adelstand erhoben – fortan ging es dem Wissenschaftler im Alter von über 60 Jahren allerdings zunehmend schlechter. Viele seiner engsten Vertrauten und Familienangehörige verstarben und auch Helmholtz erlitt zwei Schlaganfälle. Mit 73 Jahren starb er kurz nach seinem Geburtstag am 08. September 1894  in Berlin-Charlottenburg. Heute kann man die Grabstätte des Universalgelehrten in einer Ehrengrabstelle der Stadt Berlin auf dem Friedhof Wannsee besuchen.

Ausschlaggebende Forschung

Hermann von Helmholtz betrieb Forschung in fast allen Gebieten der Wissenschaft: Angefangen bei der Medizin, bewegte er sich hin zur Physik, Philosophie, Musik, Psychologie und versuchte sogar all diese Teilwissenschaften miteinander in Verbindung zu setzen.

Die wohl einschlägigsten Ergebnisse lieferte Helmholtz in seinem Buch „Über die Erhaltung der Kraft“, 1847 erschienen. Durch seine Untersuchungen an Lebewesen widerlegte er die Theorien der Vitalisten, die annahmen, es gäbe eine Art Vitalkraft als Grundkraft des Lebens. Die Definition des Energieerhaltungssatzes kommt heute sowohl in der Mechanik, Thermodynamik, Elektrodynamik aber auch in der Relativitätstheorie und weiteren Teilbereichen vor.

In seinen späteren Werken veröffentlichte Helmholtz die drei Abhandlungen über die „Thermodynamik chemischer Vorgänge“ und vereinigte somit die Thermodynamik mit der Elektrochemie. Im Bezug darauf führte der Wissenschaftler zudem den Begriff der freien Energie ein.

Neben der Physik galt Helmholtz Interesse besonders auch der Musikwissenschaft. In seinem Werk „Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik“ (1863)  verbindet er sein mathematisches Wissen mit der Musik und entwickelt eine Theorie zur Erklärung der Klangfarbe und des menschlichen Hörens. Obendrauf entwickelte der Gelehrte dann auch gleich noch ein akustisches Messgerät zur Klanganalyse, den sogenannten Helmholtz-Resonator. (Seit einiger Zeit besteht übrigens ein Forschungspodcast der Helmholtz-Gemeinschaft, der den bedeutungsschwangeren Namen „Resonator“ trägt.)

Auf das Hören folgt das Sehen: Auch so manche bestehende Theorie des Farbsehens revidierte Helmholtz. Die Dreifarbentheorie verhalf ihm zum Durchbruch und Einstieg in die Welt der Optik. Der Augenspiegel, das Ophtalmometer sowie das Telestereoskop sind alles Erfindungen, die auf Helmholtz zurückzuführen sind.

Um ebenso die Wissenschaft der Atmosphäre abzudecken, verschaffte sich Helmholtz mit seinen mathematischen Untersuchungen über Wirbelstürme, Gewitter, Luft, Wasser und Gletscher den Titel als Gründervater der Meteorologie. Außerdem bestimmte er als erster die Wellenlängen des ultravioletten Lichtes und errechnete somit die Leistungsgrenze des Lichtmikroskops. Nur der Vollständigkeit halber…

Helmholtz-Gemeinschaft: Hermann Helmholtz als Namensgeber

Wie sich deutlich abzeichnet war Hermann von Helmholtz einer der größten Forscher des 19. Jahrhunderts und eignet sich als Universalgelehrter natürlich bestens als Sinnbild für die Welt der Wissenschaft.

Der 1958 gegründete „Arbeitsausschuss für Verwaltungs- und Betriebsfragen der deutschen Reaktorstationen“ vereinigte sich 1995 daher aus guten Gründen zur „Helmholtz“-Gemeinschaft, mit Sitz in Berlin. Sie ist eine Organisation zur Förderung und Finanzierung deutscher Forschungszentren und betreut derzeit 18 Einrichtungen aus naturwissenschaftlich-technischen und biologisch-medizinischen Instituten. Mit fast 34.000 Mitarbeitern und einem Budget von circa 3 Milliarden Euro widmen sich die Forscher und wissenschaftlichen Angestellten täglich dem Arbeitsauftrag, drängende Fragen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft zu lösen.

Forschung am GEOMAR – Helmholtz macht’s möglich

Seit Januar 2012 ist das ehemalige IFM-GEOMAR das jüngste Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und nennt sich nun GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Somit erhält das Institut für Meeresforschung seine Grundfinanzierung zu 90 Prozent vom Bund der Helmholtz-Gemeinschaft, während das Land Schleswig-Holstein und die Ländergemeinschaft nur noch 10 Prozent der Fördergelder beisteuern.

Mit seinen Forschungsschwerpunkten Ozeanzirkulation und Klimadynamik, Marine Biogeochemie, Marine Ökologie und Dynamik des Ozeanbodens bietet das GEOMAR eine große Plattform für Exzellenzcluster – so zum Beispiel das Projekt „Ozean der Zukunft“.

Ein Forschernetzwerk des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) beschäftigt sich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) und der Muthesius Kunsthochschule (MKHS) unter dem Projektnamen „The Future Ocean“ mit meereswissenschaftlicher Grundlagenforschung.
Der Exzellenzcluster bringt sowohl Studenten als auch ausgezeichnete Wissenschaftler aus den Bereichen der Meeres-, Geo-, Wirtschaftswissenschaften sowie Mediziner, Mathematiker, Informatiker, Juristen und Gesellschaftswissenschaftler in elf multidisziplinären Forschergruppen zusammen. Alles was aus der Forschung hervorgeht fließt in nachhaltige Nutzungskonzepte für ein weltweites Management der Ozeane.

Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit hätte sicher auch Hermann von Helmholtz gut gefallen.