Mikroplastik im Strandanwurf: Publikationserfolg für Sinja Dittmann

Sinja Dittmann hatte im Sommer 2019 auf Oceanblogs bereits über ihre Masterarbeit zum Thema Mikroplastik im Strandanwurf berichtet. Es ging in ihrem Projekt darum, eine Methode zu entwickeln, die es erlaubt, die feinen Plastikpartikel aus den Ansammlungen von Algen und Seegras, die sich überall an unseren Ostseestränden finden, herauszuwaschen. Dies war eine Pionierarbeit, denn bislang hat sich noch niemand mit der Frage beschäftigt, ob Treibsel, wie Strandanwurf auch genannt wird, eigentlich mit Mikroplastik belastet ist. Das ist erstaunlich, denn Treibsel erlebt gerade eine Renaissance als vielseitig nutzbarer und kostengünstiger Rohstoff. Neben der Verwendung als Dämmmaterial ist es dabei vor allem für die Landwirtschaft interessant, denn es kann zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Bei einem Einsatz im Biolandbau muss allerdings jegliche Form der Verschmutzung vor der Nutzung erfasst und gemessen werden und dies würde auch Mikroplastik miteinschließen. Es gibt also gute Gründe dafür, die Belastung von Treibsel mit Mikroplastik einmal zu untersuchen. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass sich Plastikpartikeln im Strandanwurf befinden, denn Mikroplastik findet sich im Meerwasser und auch im Strandsand. Die komplexe, dreidimensionale Struktur des Strandanwurfs, der sich an der Wasserlinie ablagert, könnte sehr gut als biologischer Filter fungieren, der Mikroplastik zurückhält und in seinem Inneren anreichert. Sinja hat in ihrer Arbeit ein einfaches Verfahren entwickelt und getestet, das dabei helfen kann, den Gehalt an Mikroplastik in Treibsel zu ermitteln, und das, in einem größeren Maßstab, auch dazu dienen kann, Treibsel vom Mikroplastik zu reinigen.

Sinja Dittmann erklärt die Funktionsweise des von ihr getesteten Waschverfahrens bei einem Mikroplastikworkshop im September 2020.
In eine wassergefüllte Box wird dafür Strandanwurf, wie hier das Seegras Zostera marina, gegeben.
Dann wird ein Gitter über das Pflanzenmaterial gelegt. Ein weiteres Gitter befindet sich bereits unterhalb des Materials.
Die beiden Gitter schließen den Strandanwurf ein. Das untere Gitter kann bewegt werden und dadurch lässt sich das Material durch den Wasserkörper in der Box bewegen. Sinja hat ermittelt wieviele solche Vertikalbewegungen nötig sind, um einen bestimmten Prozentsatz des in dem Pflanzenmaterial enthaltenen Mikroplastiks auszuwaschen.

Dafür ist Sinjas Arbeit nicht nur mit dem KOMPASS – Preis für innovative und maritime wissenschaftliche Arbeiten aus Schleswig-Holstein ausgezeichnet worden, sondern sie konnte ihre Methode jetzt auch in der internationalen Wissenschaftszeitschrift Marine Pollution Bulletin vorstellen. Der Artikel wurde im Dezember 2020 veröffentlicht und kann hier eingesehen werden (https://doi.org/10.1016/j.marpolbul.2020.111762).

Sinja arbeitet übrigens mittlerweile in der Kieler Forschungswerkstatt, dem Schülerlabor der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und betreut dort das Projekt „Plastic Pirates – go Europe!“ (www.plastic-pirates.eu/de). Die „Plastic Pirates“ sind ein Citizen Science-Projekt zur Erforschung der Müllverschmutzung von Fließgewässern. Im Rahmen der EU-Trio Ratspräsidentschaft werden Jugendliche aus Deutschland, Slowenien und Portugal in den wissenschaftlichen Forschungsprozess integriert, indem sie an Flüssen Daten zur Müllverschmutzung erheben. Die Daten werden anschließend von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewertet und in Fachzeitschriften publiziert. Somit ist Sinja ihrem Forschungsthema treu geblieben.

In diesem Jahr wird Christopher Pauley, der an der Universität Kiel den Studiengang „Environmental Management“ studiert, Sinjas Methode erstmalig auf Umweltproben anwenden und in einem Monitoring Treibsel von verschiedenen Stränden zwischen der Flensburger Förde und der Lübecker Bucht auf Mikroplastik untersuchen. Seine Masterarbeit wird die erste systematische Untersuchung zum Vorkommen von Mikroplastik im Strandanwurf sein und wird eine weitere Lücke in unserem Wissen über die Verbreitung von Mikroplastik in der Umwelt schließen. Wir werden auf Mikroplastik 54°n darüber berichten.

Die Masterarbeit von Sinja Dittmann kann hier heruntergeladen werden:

https://posima.de/files/PDF/Dittmann%202019.pdf

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