Glider recovery (Patricia Handmann and Willi Rath)

Geschwindigkeit und Kurs der Meteor am 25. November 2015 (Bordzeit). Tauchtiefe des Gleiters zur gleichen Zeit. [Image by Willi Rath] Geschwindigkeit und Kurs der Meteor am 25. November 2015 (Bordzeit). Tauchtiefe des Gleiters zur gleichen Zeit. [Image by Willi Rath]

04:00 — Aufstehen, die aktuelle Position heraussuchen.  Tilo, der Chiefmate, notiert den Wegpunkt, korrigiert den Kurs und nimmt etwas Fahrt auf.

05:00 — Neue Position: Noch ungefähr fünf Meilen.  Tilo verringert die Fahrt und hält etwas mehr nach Norden.

Die ganze Nacht sind wir mit nur 8 Knoten gedampft, um nicht vor dem
Morgengrauen einzutreffen.  Im Arbeitsplan für den Tag steht “06:30 – Glider Recovery”.

In Kiel ist es noch eine Stunde früher als bei uns.  Christian sitzt zuhause am Computer und steuert den Gleiter über eine Satellitenverbindung.  Wir stehen über einen Chat auf dem zentralen Gleiter-Rechner in Kiel in Kontakt.  Das nächste Auftauchen soll das letzte auf seiner Mission sein.  Dann wird der Gleiter an der Oberfläche bleiben, bis wir bei ihm sind und ihn einsammeln.

Aber noch ist der Gleiter bis zu 500m unter Wasser.  Dort kann er selbstständig manövrieren und driftet nicht vor Wind und Welle.  Durch eine Pumpe kann seine Dichte verändert werden.  Außerdem wird eine große Batterie so verschoben, dass sich die Nase des Gleiters senkt oder hebt.  Zur Regelung der seitlichen Bewegung gibt es ein Leitwerk am Heck.  Damit funktioniert der Gleiter wie ein Segelflugzeug.

Er taucht derzeit je zwei Mal hintereinander 500 Meter tief und wartet dann an der Oberfläche auf eine Satellitenverbindung nach Kiel.  Damit der Gleiter unsmöglichst weit entgegen kommt, läuft heute ausnahmsweise sein Propeller.

05:15 — Noch etwa eine Stunde bis zur Dämmerung.  Der 13. Kieler Gleiter (Ifm13) sollte gleich auftauchen, den Satelliten finden, und per Modem eine Anweisung empfangen, die ihn an der Oberfläche verharren lässt.

Die Satellitenverbindung kommt pünktlich zustande und der Gleiter bleibt oben. Nun treibt er nach Südwesten.  Unter Wasser können sich Funksignale praktisch nicht ausbreiten.  An der Oberfläche ist aber jederzeit Kommunikation mit dem Satelliten möglich.  So gibt es nun häufiger Positionsbestimmungen.  Wichtig für uns sind die daraus berechneten Driftvorhersagen, die es uns ermöglichen dem Gleiter sehr dicht hinterher zu fahren.

05:40 — Wir haben über eine Antenne, die auf dem Peildeck montiert ist,
direkten Funkkontakt zum Gleiter.  Das heißt, wir sind nun weniger als zwei Meilen entfernt.  Doch noch ist es zu dunkel zum Suchen.

An Deck haben vier Seeleute begonnen, das Schlauchboot vorzubereiten.  Mit dem Kran wird es von seinem Platz auf der Back auf das Arbeitsdeck gestellt.  Der Schlitten, mit dem der Gleiter geborgen und später transportiert werden soll, Werkzeug zum Abnehmen der Flügel und ein Fußabtreter zum Schutz der Schlauchboothaut liegen bereit.

06:00 — Der Gleiter liegt an Steuerbord fast genau querab.  Noch ist er über eine Meile entfernt.  Wir nehmen Fahrt auf und legen den Kurs genau nach Süden.

06:05 — Tilo sagt, zwischen uns und dem Gleiter lägen noch höchstens
eineinhalb Kabel.  Er legt den Kurs noch weiter nach Steuerbord.

Wir wollen Sichtkontakt, müssen aber vermeiden, dass es versehentlich zur
Kollision kommt.  Nun kommt uns die Driftprognose gelegen:  Wir wissen nicht nur, wo der Gleiter sich befindet, sondern auch, wohin er sich bewegt.  Der Gleiter treibt sehr gleichmäßig in Richtung der Wellen.  Da er an der Wasseroberfläche schwimmt, spürt er nur die in Bewegungsrichtung der Wellen gerichtete Strömung.

06:15 — Noch weniger als 150m.  In der Dämmerung zeigt sich keine Minute später etwas Gelbes.  Direkt voraus!

06:20 — Tilo dreht bei.  Kurze Nachricht nach Kiel:  “Gesichtet.” Dann geht es nach unten aufs Arbeitsdeck, Helm und Rettungsweste anziehen.  Beim Einsteigen ins Schlauchboot, das vom Kran schon außenbords an der Reling gehalten wird, besprechen wir mit dem Schlauchbootführer Ralf und dem Matrosen Jannes nochmals die Details der Bergung.

Aussetzen des Schlauchbootes. [Photo by Angela Stippkugel]

Aussetzen des Schlauchbootes.
[Photo by Angela Stippkugel]


06:25 — Es gibt 2.5 Meter hohe Wellen.  Im offenen Wasser kann das
Schlauchboot noch sehr viel höhere See bewältigen.  Nahe am Schiff muss jetzt aber alles passen.  Der Bootsmann Peter hat das Kommando.  Mit dem Kran setzt er uns sachte ins Wasser, der Motor springt an, der Kranhaken wird ausgepickt und schnell gehievt, wir werden von der nächsten Welle angehoben und gewinnen rasch Abstand vom Schiff.

Anfahrt zur Gleiteraufnahme. [Photo by Angela Stippkugel]

Anfahrt zur Gleiteraufnahme.
[Photo by Angela Stippkugel]


Über Funk dirigiert Tilo das Schlauchboot zum Gleiter.  Ohne die Hilfe von der Brücke hätten wir keine Chance den Gleiter zwischen den Wellen zu finden.  Wir bereiten alles für die Bergung vor:  Jannes wird den Schlitten auf die Schlauchbootwand setzen, sobald Patricia, die vorn im Boot sitzt den Gleiter an der Heckflosse gegriffen hat, während Willi sie an der Schwimmweste sichert.

06:34 — Die Sonne geht auf.

06:36 — Im dritten Anlauf gelingt eine perfekte Anfahrt:  Der Gleiter liegt mit dem Heck zum Schlauchboot gewandt weniger als einen halben Meter entfernt.
Alles läuft wie abgesprochen:  Jannes bugsiert den Schlitten tief unter den Gleiter, der dort von Patricia und Willi fixiert wird.  Dann hieven alle zusammen über 60 Kilogramm Stahl, Titan und Kohlefaser sicher ins Schlauchboot.  Ralf fährt uns zurück, Patricia wirft die Vorleine zu Pjotr nach oben, Jannes pickt den Kran ein und Peter hievt uns hoch.

06:41 — Wenige Minuten später steht IfM13 an Deck und wird nun für seinen Rücktransport nach Kiel und weitere Missionen vorbereitet.

Einige Seevögel reiten auf dem Gleiter. [Photo by Patricia Handmann]

Einige Seevögel reiten auf dem Gleiter.
[Photo by Patricia Handmann]

Ein Gleiter ist an Deck. [Photo by Patricia Handmann]

Ein Gleiter ist an Deck.
[Photo by Patricia Handmann]