The Night Walkor

Ein wunderschöner Sonnenaufgang nach einer erfolgreichen Nachtschicht. Guten Morgen!! Foto: Stefanie Hatzky

Rrrrrrrring….Rrrrrrrring.. Der Wecker klingelt, es ist 23:30 Uhr. Schichtwechsel!

Mein Name ist Stefanie Hatzky und ich habe einen Master in Wildtierökologie/Wildtiermanagement mit dem Schwerpunkt Fisch- und Gewässerökologie. Zur Zeit stecke ich in den Vorbereitungen meiner Doktorarbeit mit dem Thema “Phthalate und Bisphenol A in Fischereierzeugnissen”. Ich erfuhr erst am Abend vor der Abreise, dass ein Platz auf der Alkor frei geworden ist, habe schnell ein paar Dinge zusammengepackt und mich von Hamburg auf den Weg zum Heimathafen Kiel gemacht. Ich bin froh, dass ich dabei sein kann, da ich die Fahrt auch dazu nutzen konnte Fischproben aus der Ostsee zu nehmen, um diese für meine eigene Studie zu analysieren.

Abbildung 1  Wachplan während   Abschnitt 1 der Alkorreise.  Abbildung: Jan Dierking

24 h Wachplan. Abbildung: Jan Dierking

Ins Bett gehen wenn es hell und aufstehen wenn es dunkel ist. So ist der Alltag für die Nachtwache auf der Alkor. (Anmerkung: um die Schiffszeit optimal auszunutzen, wird konsequent ein 24 Stunden Schichtsystem gefahren, oft mit Fischereistationen tagsüber und Plankton-/CTD-Arbeiten nachts. Das heißt, die Arbeit ruht nie – siehe Wachplan Abbildung). Nun schnell die anderen ablösen, damit sie schlafen können und ausgeruht sind für den nächsten Tag. Nur noch ein kurzes Feedback und ein paar Worte zur Übergabe und die Schicht kann beginnen.

Abbildung 2  Geräte Fahren: Stefanie Hatzky bei Ihrer nächtlichen Aufgabe, dem Fahren und Überwachen der Geräte an den Monitoren, Foto: Burkhard von Dewitz

Geräte Fahren: Stefanie Hatzky bei Ihrer nächtlichen Aufgabe, dem Fahren und Überwachen der Geräte an den Monitoren, Foto: Burkhard von Dewitz

Was steht heute an? 4 Stationen mit dem Bongo (Planktonnetz mit den Maschenweiten 500µ, 300µ und 150µ) und dem CTD (vom Englischen Conductivity, Temperature, Depth: zur Bestimmung von Leitfähigkeit, Temperatur, Tiefe, Sauerstoffgehalt, Chlorophyll A und Licht während der gesamten Fahrt). Nach ein paar Tagen reine Routine für uns Wissenschaftler. Ich gebe die Kommandos an die Boardcrew zum Aussetzen und Fahren der Geräte und erfasse die aufgezeichneten Daten während unser Praktikant Julio für das Einholen und Konservieren der Proben verantwortlich ist. Das bedeutet die Netze des Bongos in Empfang zu nehmen, die Sammelbeutel zu spülen und das enthaltene Plankton in spezielle Gefäße zu überführen, um diese später auswerten zu können. Das 500µ Netz wird von uns direkt unter dem Binokular auf Fischlarven kontrolliert und im Falle eines Fundes werden diese zum Erhalt der RNA für spätere Labor-Analysen auf minus 80°C in Seewasser gefüllten Vials eingefroren. Das ist Teamarbeit!

Abbildung 3  Julio Greenway beim Ausbringen des Bongos mit Crewmitglied Stefan, Foto Stefanie Hatzky

Julio Greenway beim Ausbringen des Bongo-Planktonnetzes mit Crewmitglied Stefan, Foto: Stefanie Hatzky

Zwischen den Stationen liegt oft bis zu einer Stunde. In dieser Zeit ist es angenehm, einfach nur die Ruhe zu genießen, dem Rauschen der Wellen und dem Brummen der Motoren zu lauschen. Mit dem Blick in die Ferne, in die schwarze Endlosigkeit, kann man sich leicht in ferne Länder träumen. Man nutz die Zeit für Gespräche mit seinen Kollegen und der Crew und lernt die Menschen mit denen man täglich zusammenarbeitet jede Wache ein wenig mehr kennen. Dann kommt die Durchsage: “Noch 10 Minuten bis zur nächsten Station”, klingt es durch den Laborfunk. Eine kurze Rückmeldung von mir und die Vorbereitungen für den nächsten Durchgang können beginnen. Ölzeug wieder an, Geräte bereit, Probenbehälter korrekt beschriftet und es kann weiter gehen. “Brücke klar für Station”, “Deck klar”, “Labor klar” und die Fahrt in die Schwarze Tiefe beginnt. “Fieren 0,5” (Meter/Sekunde), gebe ich an meinen Kollegen an der Winde über Funk durch und das CTD verschwindet langsam in der Dunkelheit. Über die Monitore überwache ich den Tauchgang bis kurz über Grund auf knapp 100 m Tiefe. Dann folgt mein nächstes Kommando: “Hieven 0,5” und das CTD startet seine Rückkehr an Deck. Schnell alles abspeichern und protokollieren und als nächstes ist das Bongo dran.

 

Abbildung 4  Nachtschichtoutfit: Stefanie Hatzky im täglichen Arbeitsoutfit an Deck. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Foto: Julio Greenway

Nachtschichtoutfit: Stefanie im täglichen Arbeitsoutfit an Deck. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Foto: Julio Greenway

So geht es immer im Wechsel über 6 Stunden durch die Nacht.  Langweilig wir es einem nie. Die Daten von der täglichen Fischerei müssen digitalisiert, Tüten und Vials für den nächsten Tag beschriftet werden. Bei Tee und Musik eine erträgliche Abwechslung. Ein kurzer Abstecher auf der Brücke und ein freundlicher Schnack übers Wetter mit denen die das “Ruder in der Hand halten” und schon sind einige Stunden vergangen. Nach 4 Stationen, gegen 5 Uhr erwacht dann der neue Tag und belohnt uns “Night-WAlkor” mit den wunderschönsten Sonnenaufgängen. Nur noch eine letzte Station bis es 6 Uhr ist und die Schicht beendet. Konzentriert kontrolliere ich die Monitore da kopft es auf meiner Schulter und meine Kollegin Anna Lena überrascht mich zur Ablösung mit einer frischen Tasse Kaffee. Wieder eine erfolgreiche Nachtwache beendet. In der Kombüse wartet schon der Koch mit einem fröhlichen guten Morgen und zwei gebratenen Eiern und so beende ich nach einem leckeren Frühstück meinen Tag in der Koje, wenn die anderen gerade aufstehen.

Abbildung 5  Brückenpanorama in der Nacht, Foto: Stefanie Hatzky

Abbildung 5 Brückenpanorama in der Nacht, Foto: Stefanie Hatzky

Post by Stefanie Hatzky.